II Der Fall der Engel
391 Hinter der Entscheidung unserer Stammeltern zum Ungehorsamsteht eine verführerischewidergöttliche Stimme [Vgl. Gen 3,1-5.], die sie aus Neid in den Todfallenläßt [Vgl. weish 2,24]. Die Schrift und die Überlieferung der Kircheerblicken in diesem Wesen einen gefallenenEngel, der Satan oder Teufelgenannt wird [Vgl. Joh 8,44; Offb 12,9.]. Die Kirchelehrt, daß er zuerst ein von Gotterschaffener guterEngel war. ,,Die Teufel und die anderenDämonenwurden zwar von Gott ihrer Natur nach gutgeschaffen, sie wurden aber selbst durch sich böse” (4. K. im Lateran1215: DS800).
392 Die Schriftspricht von einer Sünde der gefallenenEngel [Vgl. 2 Petr 2,4.]. Ihr ,,Sündenfall” besteht in der freienEntscheidung dieser geschaffenenGeister, die Gott und seinReich von Grund auf und unwiderruflichzurückwiesen. Wir vernehmen einen Widerhall dieser Rebellion in dem, was der Versucher zu unserenStammelternsagte: ,,Ihr werdetsein wie Gott” (Gen 3,5). Der Teufel ist ,,Sünder von Anfang an” (1 Joh 3,8), ,,der Vater der Lüge” (Joh 8,44).
393 Wegen des unwiderruflichenCharakters ihrer Entscheidung und nicht wegen eines Versagens des unendlichengöttlichenErbarmens kann die Sünde der Engel nicht vergeben werden. ,,Es gibtfür sie nach dem Abfall keine Reue, so wenig wie für die Menschen nach dem Tode” (Johannesv. Damaskus, f. o. 2,4).
394 Die Schriftbezeugt den unheilvollen Einfluß dessen, den Jesus den ,,Mörder von Anfang an” nennt (Joh 8,44) und der sogar versucht hat, Jesus von seiner vom VatererhaltenenSendungabzubringen [Vgl. Mt 4,1-11.]. ,,Der SohnGottes aber ist erschienen, um die Werke des Teufels zu zerstören” (1 Joh 3,8). Das verhängnisvollste dieser Werke war die lügnerische Verführung, die den Menschen dazu gebracht hat, Gott nicht zu gehorchen.
395 Die MachtSatans ist jedoch nicht unendlich. Er ist bloß ein Geschöpf; zwar mächtig, weil er reinerGeist ist, aber doch nur ein Geschöpf: er kann den Aufbau des ReichesGottes nicht verhindern. Satan ist auf der Welt aus Haß gegen Gott und gegen dessen in JesusChristusgrundgelegtes Reichtätig. Sein Tun bringtschlimmegeistige und mittelbar selbst physischeSchäden über jedenMenschen und jede Gesellschaft. Und doch wird dieses sein Tun durch die göttlicheVorsehungzugelassen, welche die Geschichte des Menschen und der Weltkraftvoll und mildezugleichlenkt. Daß Gott das Tun des Teufelszuläßt, ist ein großesGeheimnis, aber ,,wir wissen, daß Gott bei denen, die ihnlieben, alles zum Gutenführt” (Röm 8,28).
IV Die Hölle
1033 Wir können nicht mit Gottvereint werden, wenn wir uns nicht freiwillig dazu entscheiden, ihn zu lieben. Wir können aber Gott nicht lieben, wenn wir uns gegen ihn, gegen unserenNächsten oder gegen uns selbst schwerversündigen: „Wer nicht liebt, bleibt im Tod. Jeder, der seinen Bruderhaßt, ist ein Mörder, und ihr wißt: Kein Mörder hat ewigesLeben, das in ihmbleibt” (1 Joh 3,14-15). Unser Herrmacht uns darauf aufmerksam, daß wir von ihmgetrennt werden, wenn wir es unterlassen, uns der schwerenNöte der Armen und Geringen, die seine Brüder und Schwestern sind, anzunehmen [Vgl. Mt 25,31-46]. In Todsündesterben, ohne diese bereut zu haben und ohne die barmherzigeLiebeGottesanzunehmen, bedeutet, durch eigenenfreienEntschlußfür immer von ihmgetrennt zu bleiben. Diesen Zustand der endgültigenSelbstausschließung aus der Gemeinschaft mit Gott und den Seligennennt man „Hölle“.
1034Jesussprichtöfters von der „Gehenna” des „unauslöschlichenFeuers” [Vgl. Mt 5,22. 29; 13, 42. 50; Mk 9,43-48], die fürjenebestimmt ist, die bis zum Ende ihres Lebens sich weigern, zu glauben und sich zu bekehren, und wohinzugleichSeele und LeibinsVerderbengeratenkönnen [Vgl. Mt 10,28]. Jesuskündigt in ernsten Worten an, daß er „seine Engelaussenden” wird, die „alle zusammenholen, die andereverführt und GottesGesetzübertreten haben, und … in den Ofenwerfen, in dem das Feuerbrennt” (Mt 13,41-42), und daß er das Verdammungsurteil sprechen wird: „Weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewigeFeuer!” (Mt 25,41).
1035 Die Lehre der Kirchesagt, daß es eine Höllegibt und daß sie ewigdauert. Die Seelen derer, die im Stand der Todsündesterben, kommensogleich nach dem Tod in die Unterwelt, wo sie die Qualen der Hölleerleiden, „das ewigeFeuer” [Vgl. DS 76; 409; 411; 801; 858; 1002; 1351; 1575; SPF 12]. Die schlimmstePein der Höllebesteht in der ewigenTrennung von Gott, in dem allein der Mensch das Leben und das Glückfinden kann, für die er erschaffenworden ist und nach denen er sich sehnt.
1036 Die Aussagen der HeiligenSchrift und die Lehren der Kirche über die Hölle sind eine Mahnung an den Menschen, seine Freiheit im Blick auf seinewigesSchicksalverantwortungsvoll zu gebrauchen. Sie sind zugleich ein eindringlicher Aufr uf zur Bekehrung: „Geht durch das engeTor! Denn das Tor ist weit, das insVerderbenführt, und der Wegdahin ist breit, und viele gehen auf ihm. Aber das Tor, das zum Lebenführt, ist eng, und der Wegdahin ist schmal, und nur wenige findenihn” (Mt 7,13-14).
„Da wir weder Tag noch Stundewissen, müssen wir auf die Ermahnung des Herrn hin standhaft wachen, damit wir, wenn unser einmaligerirdischerLebenslauferfüllt ist, mit ihm zur Hochzeiteinzutreten und den Gesegneten zugezählt zu werden verdienen und uns nicht wie bösen und faulen Knechtengeheißen wird, insewigeFeuer zu weichen, in die Finsternisdraußen, wo ‚Heulen und Zähneknirschen sein wird” (LG 48).
1037 Niemand wird von Gott dazu vorherbestimmt, in die Hölle zu kommen [Vgl. DS397; 1567]; nur eine freiwilligeAbkehr von Gott (eine Todsünde), in der man bis zum Endeverharrt, führt dazu. Bei der Eucharistiefeier und in den täglichenGebeten ihrer Gläubigenerfleht die Kirche das ErbarmenGottes, der „nicht will, daß jemandzugrundegeht, sondern daß alle sich bekehren” (2 Petr 3,9):
„Nimmgnädig an, oGott, dieses Opfer deiner Diener und deiner ganzenGemeinde; ordneunsereTage in deinem Frieden, rette uns vor dem ewigenVerderben und nimm uns auf in die Schar deiner Erwählten” (MR, RömischesHochgebet 88).
VII „Sondernerlöse uns von dem Bösen“
2850 Auch die letzteBitte an unserenVater wird vom GebetJesugetragen: „Ich bitte nicht, daß du sie aus der Weltnimmst, sondern daß du sie vor dem Bösenbewahrst” (Joh 17, 15). Sie betrifftjedeneinzelnen von uns, aber es sind immer „wir”, die beten: in Gemeinschaft mit der ganzenKirche und zur Befreiung der ganzenMenschheit. Das Gebet des Herrnöffnet uns immer für den ganzenUmfang der Ökonomie des Heiles. UnseregegenseitigeVerstrikkung in Sünde und Tod wird zur Solidarität im LeibChristi in der „Gemeinschaft der Heiligen” [Vgl. RP 16].
2851 In dieser Bitte ist das Böse nicht etwas reinGedankliches, sondernbezeichnet eine Person, Satan, den Bösen, den Engel, der sich Gottwidersetzt. Der „Teufel” [diabolos] stellt sich dem göttlichenRatschluß und dem in ChristusgewirktenHeilswerkentgegen.
2852 Der Teufel „war ein Mörder von Anfang an … denn er ist ein Lügner und ist der Vater der Lüge” (Joh 8,44). Er ist es, „der Satanheißt und die ganzeWeltverführt” (Offb 12,9). Durch ihn sind die Sünde und der Tod in die Weltgekommen. Durch seine endgültigeNiederlage wird „die ganzeSchöpfung von der Verderbnis der Sünde und des Todesbefreit” werden (MR, ViertesHochgebet). „Wir wissen: Wer von Gottstammt, sündigt nicht, sondern der von GottGezeugte bewahrtihn, und der Bösetastet ihn nicht an. Wir wissen: Wir sind aus Gott, aber die ganzeWeltsteht unter der Macht des Bösen” (1 Joh 5, 18-19).
„Der Herr, der eure Sündenweggenommen und eure Verfehlungenvergeben hat, ist imstande, euchvor den Listen des Teufels, der gegen euchkämpft, zu schützen und zu behüten, damit der Feind, der gewohnt ist, Sünde zu erzeugen, euch nicht überrasche. Wer sich Gottanvertraut, fürchtet den Teufel nicht. ‚Ist Gottfür uns, wer ist dann gegen uns?‘ (Röm 8,31)” (Ambrosius, sacr. 5,30).
2853 In der Stunde, in der Jesusfreiwillig den Tod auf sich nimmt, um uns seinLeben zu geben, ist der Sieg über den „Herrscher der Welt” (Joh 14,30) ein fürallemalerrungen. Es ist das Gericht über diese Welt, und der Herrscher dieser Welt wird „hinausgeworfen” (Joh 12,31) [Vgl. Offb 12,11.]. Dieser „verfolgt die Frau” [Vgl. 1 Kor 16,13; Kol 4,2; 1 Thess 5.6; 1 Petr 5,8], hat aber keine Gewalt über sie; die neueEva, die vom HeiligenGeist „Begnadete”, wird von der Sünde und der Verderbnis des Todesbefreit (in der UnbeflecktenEmpfängnis und durch die Aufnahme der allzeitjungfräulichenMutterGottesMaria in den Himmel). „Dageriet der Drache in Zorn über die Frau, und er gingfort, um Krieg zu führen gegen ihre übrigenNachkommen” (Offb 12,17). Darum beten der Geist und die Kirche: „Komm, HerrJesus !” (Offb 22,20) [Vgl. Offb 22,17], dennseinKommen wird uns vom Bösenbefreien.
2854 Wenn wir darum bitten, vom Bösenbefreit zu werden, bitten wir auch um Befreiung von allenvergangenen, gegenwärtigen und zukünftigenÜbeln, deren Urheber und Anstifter der Böse ist. In dieser letztenBitteträgt die Kirche das gesamteElend der Weltvor den Vater. Mit der Erlösung von den Übeln, welche die Menschheitbedrücken, erfleht sie das kostbareGut des Friedens und die Gnade des beharrlichenWartens auf die WiederkunftChristi. Wenn die Kirche so betet, nimmt sie in der Demut des Glaubens die Vereinigung von allen und allem in jenem vorweg, der „die Schlüssel zum Tod und zur Unterwelt” (Offb 1,18) hat, „der ist und der war und der kommt, der Herrscher über die ganzeSchöpfung” (Offb 1, 8) [Vgl. Offb 1,4].
„Erlöse uns, Herr, allmächtigerVater, von allem Bösen und gibFrieden in unserenTagen. Komm uns zu Hilfe mit deinem Erbarmen und bewahre uns vorVerwirrung und Sünde, damit wir vollZuversicht das Kommen unseres ErlösersJesusChristuserwarten” (MR, Embolismus).
Wir wenden uns an Euch mit herzlicher Bitte um Gebet und finanzielle Unterstützung unserer Seite. Wir wünschen auch andere Länder im Thema der geistigen Bedrohungen zu evangelisieren. Mehr…